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Ritterturniere

%d0%bd%d1%82119Unter dem Begriff Turnier verstehen wir heutzutage einen (in der Regel sportlichen), nach bestimmten Regeln und in Runden ausgetragenen Wettkampf. So finden etwa im Zweijahresrhythmus Welt- und Europameisterschaften im Fußball statt.

Die eigentliche Idee eines Turniers ist aber mitnichten eine moderne Erfindung. Denn mit dem Begriff Turnier (aus dem mittelhochdeutschen Wort turnier „Kampfspiel“) waren ursprünglich Ritterturniere gemeint.

Historischer Ursprung der Turniere

Obwohl der Vergleich mit den Gladiatorenkämpfen des Römischen Reiches naheläge, da auch hier gut ausgebildete Kämpfer vor Publikum Kämpfe austrugen (allerdings meist gegen Tiere), besteht historisch gesehen keine Verbindung zwischen beiden.

Vielmehr waren Ritterturniere aus dem Rittertum selbst entstanden. Mit dem Zerfall des Karolingerreiches und den häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen hatten Adlige zunehmend auf mobile (meist mit Pferden ausgestattete), gepanzerte Kämpfer gesetzt, die Ritter. Als Vorbild dienten dabei auch Magyaren, Sarazenen und Normannen, die bereits zuvor auf diese Art von Truppen setzten.

Da diese professionellen Kämpfer regelmäßiges Training brauchten, ergab sich dadurch die Gelegenheit, sich ständig mit ebenbürtigen Gegnern auf den Ernstfall vorzubereiten. Diese Trainings wurden anschließend systematisch reglementiert und zogen bald große Massen von Zuschauern an.

Regeln

%d0%bd%d1%82120Die Teilnahme an Turnieren war lange Zeit nur Adeligen vorbehalten. Das Rittertum, mit dem auch ein Ehrenkodex verbunden war, sollte auch das ehrenhafte Verhalten der Kämpfer im täglichen Leben regeln. Dennoch gab es auch immer wieder Bürgerliche, vor allem Kaufleute, die sich teure Rüstungen leisteten, um an den Spielen teilnehmen zu können.

Die Turniere kannten verschiedene Kampfmodalitäten. Zwei der am häufigsten genutzten waren Buhurt und Tjost.

Bei Buhurt handelte es sich um einen Massenkampf, bei dem eine größere Anzahl von Rittern mit stumpfen Waffen aufeinander losging, wobei versucht werden musste, die Gegner vom Pferd zu stoßen. Bei Tjost traten nur zwei Gegner gegeneinander an. Tjost wurde ausschließlich mit stumpfen Lanzen ausgetragen. Eine dritte beliebte Disziplin war der Schwertkampf Mann gegen Mann, aus dem sich wohl historisch das Fechten entwickelt hat.

Von den vielen verschiedenen Regelsystemen setzten sich international die norditalienischen am stärksten durch, die haargenau regelten, wie und an welchen Stellen ein Gegner getroffen werden musste. Daraus wurde ein Punktesystem abgeleitet, das auch heute noch als Grundlage von Turnieren in allen Sportarten dient.

Wozu dienten Turniere?

Wie bereits angeklungen, boten Turniere für Ritter eine hervorragende Möglichkeit, sich unter Wettkampfbedingungen auf den Ernstfall, den Krieg, vorzubereiten. Für die Veranstalter der Turniere, in der Regel Adelige, wurden die aufwendigen Wettkämpfe aber früh auch zum Kostenfaktor. Wurden die Spiele zunächst noch in Zwingern und Burginnenhöfen ausgetragen, verlagerte sich das Geschehen ab dem Spätmittelalter zunehmend auf Marktplätze, zu denen tausende Schaulustige kamen, und in deren Rahmen auch mobile Verkäufer, Gaukler und Musikanten Einnahmen erzielen konnten. Auch für die Städte bedeutete dies ein lukratives Geschäft, da sie von den Veranstaltern Geld für die Austragung der Turniere verlangen konnten.