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Wie man ein Ritter wurde

Darüber, wie man ein Ritter wurde, gibt es viele Geschichten und Legenden. Die besondere Stellung, die der Ritter in der mittelalterlichen Gesellschaft hatte und der Ehrenkodex der Ritterorden lassen seinen Berufsstand bis heute sehr attraktiv erscheinen und Bücher und Filme, die das Ritterleben glorifizieren, lassen ebenfalls die Frage aufkommen, wie man eigentlich ein Ritter wurde.

Musste man adelig sein, um ein Ritter zu werden?

%d0%bd%d1%82116Die Frage, ob und wie man zum Ritter wurde, steht oft im Zusammenhang mit adeliger Herkunft. Schon aus rein praktischen Überlegungen war das Rittertum lange den Adeligen vorbehalten, da der Ritter zunächst mal reiten können sollte, über ausreichend finanzielle Mittel verfügen musste, um seine Ausrüstung, seinen Lebensunterhalt und die Kosten für Personal und Pferde zu bestreiten und außerdem viel Wissen über Herrschaftsstrukturen, Kriegskunst, Diplomatie und andere Disziplinen haben musste. Auch musste der Ritter auch in Friedenszeiten sehr viel trainieren und hätte keine Zeit gehabt, einen anderen Beruf auszuüben. Adelige Herkunft und das Vorhandensein eines großen Vermögens oder Lehens waren also Grundbedingungen, um überhaupt Ritter werden zu können. Bei Adeligen war es auch verbreitet, Söhne, die Ritter werden sollten, bereits ab dem Alter von 8 Jahren an den Herrscherhof oder in die Obhut eines Ritters zu geben, damit diese dort jahrelang als Knappe oder Page das Handwerk des Ritters erlernten.

Die Ausbildung zum Ritter

Adelige Herkunft allein war natürlich nicht das einzige Kriterium, das ein Ritter normalerweise erfüllen musste. Er musste in den verschiedensten Bereichen Kenntnisse erwerben, um zu wissen, wie man sich bei Turnieren verhält, wie man Schlachten schlägt, seine Pferde versorgt, nach den Regeln der Ritterbrüder lebt und wie genau das politische System in verschiedenen Staaten funktioniert. Daneben musste er natürlich körperlich fit und gesund sein, reiten können und im Idealfall lesen und schreiben und eine Fremdsprache sprechen können. Die Ausbildung zum Ritter fand durch eine mehrjährige Ausbildung bei einem Ritter statt, bei der der angehende Ritter als Stallbursche, Knappe, Page und Waffenträger alle wichtigen Dinge lernte und gleichzeitig bei allen wichtigen Ereignissen im Leben eines Ritters dabei war. Knaben verbrachten so oft die Zeit zwischen ihrem 8. und 14. Lebensjahr fern von ihrem Zuhause bei einem Herrscher am Hof oder bei einem aktiven Ritter und wurden so für ihre eigene Ritterzeit ausgebildet.

Per Ritterschlag zum Ritter werden?

%d0%bd%d1%82115Der Ritterschlag gilt bis heute als eine Art Aufnahme in den Ritterbund und markiert in Büchern über Ritter oft den Start in ein aufregendes Ritterleben. In der Praxis war der Ritterschlag das feierliche Aufnahmeritual in den Ritterstand, den männliche Adelige in Europa ab dem 12. Jahrhundert erleben konnten. Der Herrscher oder ein anderer ranghoher Adelige führte diese symbolische Handlung durch, nachdem der Neuritter seine adelige Herkunft nachgewiesen hatte und glaubhaft gemacht hatte, dass er einen guten Charakter hatte. Außerdem musste er seinem Herrscher bzw. Lehnsherrn natürlich wohlgesonnen sein, um dann kniend den Ritterschlag zu erfahren. Obwohl sich auch hier die Voraussetzungen während der Ritterzeit oft änderten, wurden Nichtadelige nur sehr selten zum Ritter geschlagen. Verdienten Schlachtteilnehmer konnte diese Ehre widerfahren und einige Herrscher standen solche Standeserhebungen vor wichtigen Schlachten auch nichtadeligen Kämpfern zu, um ihre Motivation für die Schlacht zu stärken. In der Praxis war dies jedoch nur eine theoretische Aufnahme in den Ritterstand, da es diesen Personen fast immer am nötigen Geld und Wissen fehlte, sich als Ritter zu etablieren.

War Ritter zu werden ein unerreichbarer Traum für Nichtadelige?

Es gibt zahlreiche Geschichten und Legenden über nichtadelige Männer, die es geschafft haben, trotz niederer Herkunft und Armut in den Ritterstand aufgenommen zu werden und Seite an Seite mit ihren Ritterbrüdern für das Gute zu kämpfen, oder bei Turnieren als Gewinner vom Platz zu reiten. Die allermeisten dieser Legenden und Geschichten sind nicht belegt und aus offensichtlichen Gründen wäre dies auch mehr als ungewöhnlich gewesen. Undenkbar ist es jedoch nicht, dass erfahrene Kämpfer, die ihrem Lehnsherrn wohlgesonnen waren, die Aufnahme in den aktiven Ritterstand geschafft haben.